Nov 162014
 

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In der Ausstellung des Heimatmuseums Zehlendorf befindet sich ein besonderer Stuhl, der nicht nur wegen seiner eigenartigen Form eine Rarität darstellt. Es handelt sich um einen Drehstuhl aus dem 18. Jahrhundert, als dessen Provenienz das Jagdschloss Stern angegeben ist, wenngleich mit einem kleinen Fragezeichen.

Eine Recherche im Archiv des Heimatmuseums ergab, dass es sich um ein in den 1950er Jahren dem Museum gestiftetes Familienerbstück handelt, das wohl aus dem Nachlass des 1934 im Zehlendorfer Scharfestift verstorbenen Volkskundlers, Landschaftsmalers und Schriftstellers Willibald von Schulenburg (1847-1934) stammt. Er war der Sohn des königlichen Jagdzeugmeisters von Schulenburg im Jagdschloss Grunewald und ist dort aufgewachsen. Es sei daher recht wahrscheinlich, dass sich der Stuhl im Besitz Schulenburgs befand und nach dessen Tod neben Gemälden und Manuskripten im Scharfestift verblieb. Er sei jedenfalls in einem sehr desolaten Zustand in das damalige Heimatarchiv im Keller des Scharfestifts aufgenommen worden und musste zunächst restauriert werden.

Wie dem auch sei, es handelt es sich bei diesem „Drehstuhl mit Armstützen ohne Rückenlehne“ um ein Objekt, das eine frappierende Ähnlichkeit mit dem von König Friedrich Wilhelm I. bevorzugten Sitzmöbel aufweist. Das bekannte Gemälde mit der Darstellung des Tabakskollegiums im Schloss Königs Wusterhausen zeigt den König auf einem nahezu identischen Stuhl. In der Sammlung des Schlosses befinden sich noch heute zwei dunkel gebeizte Exemplare dieser Art. Es ist daher sehr gut möglich, dass der König auch im Jagdschloss Stern einen solchen Stuhl benutzte.

Auch Friedrich Wilhelm I. schätzte die Funktionalität sowie die bequeme Breite dieses Drehstuhls. Außerdem schonte ein solcher Stuhl die Uniform, deren Rockschöße beim Sitzen frei herunterhängen. Der Zehlendorfer Drehstuhl ist also in jedem Fall ein außergewöhnliches Relikt aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. und wurde vielleicht sogar von ihm selbst im Jagdschloss Stern benutzt.

Heimatmuseum Zehlendorf, Clayallee 355, 14169 Berlin. Öffnungszeiten: Mittwochs und Sonntags 11-15 Uhr (Tel. 030/802 24 41)

  3 Responses to “Ein besonderer Stuhl”

  1. […] stellte für diesen Tag freundlicher Weise den in seiner Sammlung befindlichen historischen Zopfstuhl zur Verfügung, der im Saal neben dem Portrait des Königs aufgestellt wurde und so an seinen […]

  2. […] Zeit Friedrich Wilhelms I. war dagegen der historische Drehstuhl am Kopfende des Tisches. Dieser Stuhl war eine Leihgabe des Heimatmuseums Zehlendorf und stammt nach der Überlieferung […]

  3. […] Zehlendorf freundlicherweise zu besonderen Anlässen als Leihgabe überlassenen Stuhls ist hier […]

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