Jan 242020
 
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In einer offenbar im Rahmen eines mehrtägigen Manövers auf zwei karteikartenförmigen Vordrucken (12 x 15 cm) verfassten handschriftlichen Meldung von Major Prinz Wilhelm von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm II.) vom 3. Dezember 1883 an den stellvertretenden Kommandeur der 12. Infanterie-Brigade in Potsdam über die „Recognoszierung der Linie Sterngestell, v. Drewitz östl. bis Chaussee Potsdam – Gütergotz“ wird die Geländebeschaffenheit der Umgebung des Jagdschlosses Stern unter militärischen Gesichtspunkten detailliert beschrieben und rückseitig auch in einer kolorierten Skizze festgehalten. Das Jagdschloss Stern bildete dabei den Mittelpunkt einer vorgeschlagenen Befestigungslinie mit dem Hinweis, dass die dort vorhandenen Gebäude, „ein großes zweistöckiges Haus nebst kleinern Scheunen, sowie das Jagdschloß“ „zur Vertheidigung gut gelegen“ seien. Sie seien „mit hölzernen Fensterläden durchgehend zu schließen, und können ganz bequem von 2-3 Kompagnien vertheidigt werden“. „Für Artillerie ist eine sich markierende Stellung nicht vorhanden, doch würden Emplacements in nordwestlich(er) Richtung, etwa zwischen Chaussee Potsdam – Gütergotz und Bahnhof Drewitz – Drewitz, sich empfehlen“, heißt es in der Meldung am Ende.

Die Manövermeldung (mit kritischen Kommentaren eines Vorgesetzten) stellt ein seltenes Originaldokument aus der Jugendzeit Wilhelms II. dar, der in verschiedenen Verwendungen eine militärische Grundausbildung erhielt. 

Im Jahr 1883 diente Prinz Wilhelm von Preußen im Rang eines Majors in Potsdam und nahm dort auch an militärischen Übungen teil, bei denen das nachstehende Foto „Prinz Wilhelm im Bivouak“ entstand.

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(Abb. aus: Carl Braun-Redern, Des Kaisers Werdegang, in: Kaiser Wilhelm II. als Soldat, 1895, S. 15).

Ob Prinz Wilhelm während des Dezember-Manövers 1883 im Jagdschloss Stern Quartier nahm und den im damaligen Zeitgeschmack wohnlich gestalteten Saal zu einem Gabelfrühstück oder abendlichen Beisammensein im Kreis seiner Offizierskameraden nutzte, ist nicht überliefert.

(Ansicht des wohnlich gestalteten Saals zur Kaiserzeit)

(Ansicht des Saals im Jagdschloss Stern, um 1919)

 

Der Förderverein Jagdschloss Stern-Parforceheide e.V. freut sich, Ihnen dieses besondere Zeitdokument hier mit einer Transkription präsentieren zu können:

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Hinweis: Wenn Sie auf die Abbildungen klicken, erscheinen sie in hoher Auflösung und lassen sich dann auch gut ansehen/ausdrucken.

  One Response to “Wilhelm II. verteidigt das Jagdschloss Stern”

  1. […] In einer bemerkenswerten historischen Parallele war übrigens bereits im Jahr 1883 eine Verteidigung des Jagdschlosses Stern Gegenstand eines Manövers, an dem der spätere Kaiser Wilhelm II. noch als preußischer Prinz im Rahmen seiner militärischen Ausbildung teilgenommen hatte. In einer hiervon noch erhaltenen handschriftlichen Meldung des Majors Wilhelm Prinz v. Preußen wird die Geländebeschaffenheit der Umgebung des Jagdschlosses Stern unter militärischen Gesichtspunkten detailliert beschrieben und rückseitig auch in einer Skizze festgehalten. Das Jagdschloss Stern bildete dabei den Mittelpunkt einer vorgeschlagenen Befestigungslinie, um einen Angriff auf Potsdam aus östlicher Richtung abzuwehren (siehe hierzu den Beitrag Wilhelm II. verteidigt das Jagdschloss Stern). […]

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