Mrz 152022
 
IMG_4734

Lisiewski, Georg von: Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I., GK I 2873.

Auf dem bekannten Gemälde des Tabakskollegiums im Schloss Königs Wusterhausen fällt ein Teilnehmer der Männerrunde wegen seiner roten Kleidung und schwarzen Reitstiefeln an Stelle der sonst üblichen weißen Gamaschen auf. Zudem sitzt er nicht mit an der langen Tafel, sondern an der Seite auf einem bequemen Armlehnstuhl an einem Nebentisch, der wohl als  Anrichte diente. Auf dieser steht neben seinem Getränk und einem der auch die Tafel schmückenden Delfter Kerzenleuchter ein hölzerner Tabaksbehälter, obwohl er selbst erkennbar zu den wenigen Nichtrauchern der Runde zählte, die ihre lange Tonpfeife nur zur Dekoration halten.

IMG_4046

Bei dem markanten Herrn in Rot handelt es sich um den königlichen Ober- und Hofjägermeister Georg Christoph Graf v. Schlieben (1676-1748), der zu den regelmäßigen Teilnehmern des Tabakskollegiums gehörte. Zur Identifizierung der auf diesem Gemälde abgebildeten Personen wird auf das Werk „Liebe Kinder, gute Kameraden. Friedrich Wilhelms I. Tabakskollegium als Sehnsuchtsort“ von Jürgen Kloosterhuis (Duncker&Humblodt Verlag Berlin 2020) verwiesen. Der vorne rechts ebenfalls an einem separaten Tisch sitzende Herr mit Blickkontakt zum Betrachter ist der Oberküchenmeister Heinrich Christian von Holwede (1684-1739).  

Der im ostpreußischen Sanditten geborene Schlieben war neben seinem Amt als Ober- und Hofjägermeister zudem Präsident der Kriegs- und Domänenkammer zu Potsdam sowie klevischer Jägermeister und Oberforstmeister der Mittel- und Uckermark. Außerdem war er Hauptmann der Herrschaften und Ämter Wusterhausen, Teupitz, Potsdam und Saarmund sowie Waldgraf zu Monterberg und Nergena im Klevischen; alles gut dotierte Ämter, die ihn auskömmlich versorgten.

Mit dem Jagdschloss Stern verbindet Graf Schlieben nicht nur sein Amt als Ober- und Hofjägermeister und die aus dieser Funktion folgende Zuständigkeit für das gesamte Jagd- und Forstwesen, sondern die auch in den Kabinettsminüten dokumentierte Organisation und Mitwirkung an den königlichen Parforcejagden als Master der Piqueure. So ist es gewiss Schlieben, der auf den Gemälden, die den Ablauf einer Parforcejagd zeigen, in der roten Jagdkleidung mit dem reichsten goldenen Schleifenbesatz abgebildet ist (rechts hinter dem König). Beim Tabakskollegium trägt er dagegen wie die Offiziere einen „gewendeten“ Rock, die Vorjahres-Garnitur der Uniform ohne Besatzschmuck.

IMG_9422

Ebenso wie der Generaladjutant des Königs und Hofjägermeister Hans Christoph Friedrich v. Hacke verblieb auch Graf Schlieben in der Gunst des Nachfolgers und wurde von Friedrich II. im Juni 1740 mit dem Schwarzen Adlerordcn ausgezeichnet, der auf seinem danach entstandenen Portrait gut zu erkennen ist.

Georg Christoph Graf v. Schlieben (1646-1748)

Georg Christoph Graf v. Schlieben (1646-1748)

Als Schwiegervater von Friedrichs langjährigem Freund und späteren Generaladjutanten Dietrich Cesarion Freiherr von Keyserlingk (1698-1745) gehörte Schlieben zum persönlichen Umfeld Friedrichs II., der zwar selbst kein Interesse an der Jagd hatte, aber die jagd- und forstlichen Angelegenheiten in bewährten Händen beließ. Keyserlingks lebensfrohes Portrait als Jäger von Antoine Pesne ist ein schönes Beispiel für die unter  Friedrich II. gepflegte Mode galanter Vergnügungen, die sich deutlich von der calvinistisch-strengen Zeit des Soldatenkönigs abhebt. 

Dietrich Freiherr v. Keyserlingk (1683-1745)

Dietrich von Keyserlingk (1683-1745)

 

 

Sorry, the comment form is closed at this time.