Feb 082016
 

Im Frühjahr erst kann das Jagdschloss wieder besichtigt werden. Bis dahin kann Musik und Gedächtnistraining die langen Winterabende verkürzen und uns auf neue Gedanken bringen. Heute helfen wir beim Lernen eines Stückchens aus dem Stammbaum der Hohenzollern. 

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Die Leser meines Buches Suche nach der Mitte von Berlin und die Teilnehmer an Themaführungen beklagen sich immer wieder: Uns schwirrt der Kopf von all diesen Friedrichs, Friedrich Wilhelms und Wilhelms. Wie kann man sich diese Namen bloß merken?

Es ist ja auch nicht einfach: Die Hohenzollernkönige haben alle fast dieselben Namen, und die Nummerierung ist unregelmäßig: I, I, II, II, III, IV, I, III, II. Dieser verwirrende Stammbaum ist Resultat der Kindersterblichkeit. Es gab erst- und zweitgeborene Söhne Wilhelm Heinrich, Karl Emil, Friedrich August, Friedrich Ludwig, aber die starben in jungen Jahren. Den Thron erreichten nur Friedrichs, Friedrich Wilhelms und Wilhelms.

Da das alles sehr kompliziert ist, fangen wir heute einmal an einer anderen Stelle des Stammbaums an, bei dem zu Unrecht fast vergessenen Komponisten Louis Ferdinand. Vielleicht hören Sie sich beim Weiterlesen seine Musik an.

Wir beschränken uns heute auf die Generation der Enkel und Urenkel des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. Da reichen nur wenige Namen aus, um viel zu verstehen.

Jeder kennt die berühmte Skulptur, die Schadow von zwei Schwestern machte: Friederike und Luise. Die Namen kann man sich also merken. Luise ruht im Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg, wo ich sie immer wieder gerne besuche. Der Sarkophag zählt zu den schönsten Marmorskulpturen, die ich kenne. Als mich im Sommer Hannoveraner Freunde in den dortigen Berggarten beim Schloss Herrenhausen mitnahmen, sah ich zwischen Blumen und Bäumen ein ganz ähnliches Gebäude und wusste sofort: das muss ein Mausoleum sein. Seitdem kann ich mir merken, dass Friederike in soundsovielter Ehe dort verheiratet war.

Aber zunächst heirateten diese beiden Schwestern gleichzeitig zwei Brüder, Urenkel des Soldatenkönigs, nämlich Friedrich – den späteren König Friedrich Wilhelm III. – und Louis. Und zwar über Kreuz: Luise heiratete Friedrich, Friederike heiratete Louis. Das kann man sich doch auch merken. Mit nur zwei Namen in ihrer männlichen und weiblichen Form haben wir uns zwei Ehepaare und zwei Geschwisterpaare eingeprägt.

Zwei Brüder, zwei Schwestern, und dazu merken wir uns noch ein gemischtes Geschwisterpaar Louis und Luise. Als Kinder waren sie unzertrennlich. Sie sind Vetter und Cousine von Friedrich Wilhelm II, aber ungefähr gleich alt wie dessen Kinder Friedrich Wilhelm III. und Louis. Es gab also zugleich zwei Prinzen, die Louis heißen. Das war selbst der Familie zu unübersichtlich, darum nannten sie den zweiten Louis nach seinem Vater Ferdinand einfach Louis Ferdinand, obwohl er nicht auf diesen Namen getauft war. Es hat ihn geärgert. So kann man sich nebenbei merken, dass Friedrich der Große einen Bruder namens Ferdinand gehabt haben muss. Ferdinand war ansonsten kaum bedeutend, abgesehen davon, dass er sich Schloss Bellevue bauen ließ; den brauchen Sie sich nicht einzuprägen.

Louis Ferdinand ist der Komponist. Seine Schwester Luise hat mit der Luise, die Schwester von Friederike war, nichts zu tun. Louis Ferdinand war aber hinter Friederike her, der Frau des anderen Louis.

Das ist doch alles ganz einfach, oder?

Demnächst in diesem Theater: Die neun preußischen Könige.

 

 

 

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