300. Geburtstag von Friederike Luise von Ansbach (1714 – 1784), Tochter König Friedrich Wilhelms I.
Würde Friederike Luise von Brandenburg-Ansbach heute leben wäre sie sicherlich Dauergast in der Boulevardpresse. Man würde über ihre Schönheit berichten, die schlechte Ehe und ihre Depressionen. Sie wäre ebenso ein Motiv wie Prinzessin Diana, Laetitia von Spanien oder Charlene von Monaco. Aber das ist alles nur Spekulation. Friederike Luise lebt nicht mehr. Und jetzt ehrlich: Wer kennt heute noch Friederike Luise? Sie hat einen über alle Maßen bekannten Bruder, der bis heute den Ruhm der Nachwelt auf sich gezogen hat: Friedrich II.
Aber auf Anfang: Vor 300 Jahren am 28. September 1714 wurde Friederike Luise geboren. Ihr Vater war König Friedrich Wilhelm I. in Preußen, der sogenannte Soldatenkönig. Ihre Mutter war Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, eine stolze Welfenprinzessin. Wie damals in höfischen Kreisen üblich wurde die kleine Prinzessin nach der Geburt einer Amme übergeben. Ihre Mutter hatte außerdem andere Dinge im Kopf: Wenige Wochen vor der Geburt Friederikes wurde ihr Großvater Georg Ludwig König Georg I. von England. Durch diese Rangerhöhung hoffte die Mutter der kleinen Prinzessin mehr Glanz und Glamour an den nüchternen preußischen Hof zu bringen.
Die Kindheit verbrachte Friederike Luise zusammen mit ihren zwei jüngeren Schwestern. Ihre ältere Schwester Wilhelmine urteilte über sie: „Meine Schwester war engelsschön“. 1729 war es dann soweit – Friederike Luise wurde verheiratet, als erste der Töchter Friedrich Wilhelms I. Ihr Ehemann war der wenig ältere Carl Wilhelm Friedrich Erbprinz von Brandenburg-Ansbach. Nach der feierlichen Zeremonie im Berliner Stadtschloss verließ die frisch angetraute Braut ihre Heimat, um nur noch selten nach Hause zurück zu kehren. Ihre neue Heimat wurde nun die kleine fränkische Stadt Ansbach. Wie damals in höfischen Kreisen in der Regel üblich handelte es sich um keine Liebesheirat. Allerdings meinte es der Brautvater sicherlich gut bei der Auswahl des Bräutigams für seine Tochter. Er selbst verstand sich gut mit Carl Friedrich. Beide Männer waren leidenschaftliche Jäger, dem Alkohol nicht abgeneigt, so dass der zukünftige Schwiegersohn noch vor der Hochzeit am Tabakkollegium teilnehmen durfte.
Dennoch, oder vielleicht deswegen – die Ehe war nicht glücklich. Ein Jahr nach der Trauung besuchte ihr Bruder Friedrich mit seinem Vater Friederike Luise. Friedrich schrieb über das junge Ehepaar: „Sie hassen sich wie die Pest“. Ein weiteres Jahr später, bei einem Besuch des Ehepaares in Königs Wusterhausen und Berlin, berichtet die Schwester Wilhelmine, sie würden wie Hund und Katze leben.
Im vierten Ehejahr war es dann endlich so weit, der Zweck der Ehe war erfüllt: der Erbprinz Carl Friedrich August wurde geboren. Etwa zur gleichen Zeit begann die Ehe zu dritt. Damals in höfischen Kreisen nichts Besonderes. Außergewöhnlich war die Herkunft der anderen Frau. Sie war die Tochter eines markgräflichen Falkners. Unter Pseudonym ging Carl mit ihr eine morganatische Ehe ein, die ein Leben lang hielt. Trotzdem brachte Friederike Luise 1736 einen zweiten Sohn zur Welt.
Ein Jahr später brach eine Tragödie über die Markgräfin herein. Erbprinz Carl Friedrich August starb mit nur vier Jahren. Das bedeutete das endgültige Ende der Ehe. Später schreibt Carl über seine Gefühle: „Ein Herz ohne Liebe ist wie eine Armee ohne Tambour“ und Friederike schreibt: „Ich leide, ohne daß ich es zu sagen wage“.
1757 starb Carl, so dass Friederike Luise bereits mit 43 Jahren Witwe wurde. Danach zog sie sich nach Schloss Unterschwaningen zurück. Sechs Jahre später litt sie unter Depressionen und Wahnvorstellungen. Ihr Bruder Friedrich II. schickte sogar seinen Arzt zu ihr, um ihr zu helfen. Aber ihr konnte nicht geholfen werden. Ihr Zustand verschlimmerte sich zusehends. Nicht einmal mehr ihren eigenen Sohn hat sie erkannt. Als Friedrich II. davon erfuhr schrieb er an seinen Neffen: „Das hat man davon, daß man alt wird! Man sieht Freunde und Verwandt neben sich ins Grab sinken, wird selbst altersschwach und vegetiert trübsinnig dahin“.
Nach einer Lungenentzündung starb Friederike Luise schließlich 1784 mit 69 Jahren.
Friederike Luise war nicht die einzige Tochter König Friedrich Wilhelms I., die eine unglückliche Ehe führte. War dem König das Schicksal seiner Kinder gleichgültig? Gewiss nicht. Aber die Staatsräson ging nun einmal vor. Prinzessinnen wurden aus dynastischen Gründen verheiratet, das Glück stand hinten an. Warum nun ein Ehemann aus Brandenburg-Ansbach? Ein erstrebenswertes Ziel für einen Herrscher ist die territoriale Erweiterung des Herrschaftsgebietes. Und nun kommen die Prinzessinnen ins Spiel. Ihre Aufgabe ist es, durch die passenden Heiraten die Dynastie zu sichern und gegebenenfalls für eine territoriale Erweiterung zu sorgen. Friederike Luise wurde mit Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach verheiratet, um Erbansprüche zu sichern. Da allerdings in der Ehe ein legitimer Nachfolger geboren wurde, der sein Erbe auch antreten konnte, hatte diese Eheschließung auf den ersten Blick nicht den gewünschten Erfolg. Aber als Herrscher muss man langfristig denken. Carl Wilhelm Friedrich hinterließ seinem Sohn einen verschuldeten Staat. 1791 heiratete dieser als Witwer seine Geliebte, eine Engländerin. Danach zog er sich aus den Regierungsgeschäften zurück, dankte zugunsten Preußens ab, um in England als Privatmann glücklich zu werden. Da auch seine erste Ehe kinderlos geblieben war, fiel nun Ansbach tatsächlich an Preußen. Somit hatte die Ehe der Friederike Luise ihren Zweck erfüllt.