Dem Förderverein Jagdschloss Stern ist der Ankauf der bislang ältesten bekannten Foto-Aufnahme des Jagdschlosses Stern gelungen.
Es ist kein Schnappschuss, sondern ein sorgfältig inszeniertes Gruppenfoto einer königlichen Jagdgesellschaft von 1894 am Jagdschloss Stern.
Die im sog. Kabinettformat (14,5 cm x 19,5 cm) abgezogene und auf Karton montierte Aufnahme des auf solche Motive spezialisierten Photographischen Ateliers von Hermann Rohrbek aus Berlin (Dorotheen Str. 31, Hof parterre rechts, neben der Markthalle, wie auf der Rückseite präzise vermerkt) zeigt die Teilnehmer einer königlichen Parforcejagd mit den Piqueuren, der Hundemeute und Mitgliedern der Militär- und Hofgesellschaft vor der malerischen Fassade des Jagdschlosses Stern.
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung vermeldet im Oktober 1894 mehrere königliche Parforcejagden mit Stelldichein am Jagdschloss Stern bei Potsdam, von denen die erste am 9. Oktober 1894 stattfand (Norddeutsche Allgemeine Zeitung Morgen-Ausgabe vom 5. Oktober 1894 und General-Anzeiger vom 14.Oktober 1894 mit einem Bericht über diese Jagd). Die Jagdleitung oblag Major Wilhelm Graf v. Hohenau (1854-1930) vom Regiment Gardes du Corps, der auch auf dem Foto zu sehen ist (im unten beigefügten Ausschnitt in der Bildmitte). Als weiteres Mitglied der Jagdgesellschaft kann auf dem Foto der zu dieser Zeit ebenfalls im Regiment Gardes du Corps und als Flügeladjutant Kaiser Wilhelms II. dienende Graf Kuno v. Moltke (1847-1923) identifiziert werden (mit Frack und Zylinder rechts neben Graf v. Hohenau).
Bei dem links neben Graf v. Hohenau stehenden Reiter, der für die damalige Zeit untypisch keinen Bart trägt, könnte es sich um den späteren Jagdschriftsteller Otto Frhr. v. Dungern-Oberau (1874-1969) handeln, der zu dieser Zeit im 3. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam diente. Frhr. v. Dungern war mit dem Schriftsteller Harry Graf v. Kessler (1868-1937) befreundet, der zu dieser Zeit seinen Militärdienst als sog. Einjährig-Freiwilliger ebenfalls beim 3. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam ableistete und in seinen Tagebüchern seine Teilnahme an zwei Parforcejagden am Jagdschloss Stern am 23. und 29. Oktober 1894 erwähnt (Quelle: Harry Graf Kessler. Das Tagebuch 1880-1937, Zweiter Band, S. 289, 291). Möglicherweise steht Kessler hier etwas verdeckt hinter v. Dungern.
Im Zentrum des Fotos vor dem Eingang zum Jagdschloss, auf dem über der Tür auch die damals noch vorhandene Motivglasscheibe zu erkennen ist (siehe den Beitrag Der verschwundene Stern), ist die Hundemeute mit zwei Piqueuren (links vermutlich der Oberpiqeur Palm) aufgestellt, die für das Foto ihre Parforcehörner dekorativ vor der Brust tragen.
Das Kabinettfoto der königlichen Jagdgesellschaft am Jagdschloss Stern von 1894 ist in jedem Fall ein seltenes Zeitdokument, das hoffentlich eines Tages auch in einer Ausstellung zur Geschichte des Schlosses angemessen präsentiert werden kann.
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