Sep 032014
 

1722 schrieb Friedrich Wilhelm ein politisches Testament für seinen Nachfolger.

Unknown
Hier ein paar Stellen, die mir heute auffielen. Seine Rechtschreibung ist katastrophal; aber dennoch ist aus ihm noch etwas geworden.

Friedrich Wilhelm über Minister

Die herren Ministris werden sagen das euer Etat es nicht 
furniren kan so eine formidable Armee zu halten über- 
schlaget was es euch Jerl: kosten wierdt die augmentacion, 
alsden werdet Ihr sehen das euer Ettat genugsahm reichen 
wierdt und an gelde und an andere nöhtige Requissita nichts 
fehlen wierdt und werdet Ihr sehen, das es vor ein Könnig 
in Preussen der selber alles Regiret und sich nicht durch 
die Ministris sich leßet bey die Nahse führen eine sehr fes- 
sahbele sache ist

Friedrich Wilhelm über die Religion

Wahs die Religion anlanget so bin ich und werde mit 
Gottes hülfe Reformiret sehlich sterben indeßen bin ver- 
sicherdt das ein Lutterischer der dar Gottsehlich wandelt 
eben so guht sehlich werde als die Reformirte und der 
unter(sch)eidt nur herrühre von die Prediger Zenckereien 
haltet dehrowegen Reformirte und Lutterahner in geleiche 
würde tuet sie alle beide Religionen geleiche guht und 
machet keine differance davor wierdt euch Gott sehgen(en) 
und werdet dadurch bey alle beide liebe euch erwerben wo 
es nöhtig ist und es fehle Bauet Kirchen und schuhlen das 
Gottes heilige wohrt unter euere Regirung mehr und mehr 
ausgebreit(et) werde da wierdt euch Goht sehgen(en) und 
euer haus wohll ergehen laßen tuet die Armen guht und 
laßet in euren Lande keinen armen Noht leiden und helfet 
so viell als Ihr Könnet davor wierdt euch Gott 10000. feltig 
wiedergehben.
An alle Consistorien in euere Provincen müßet Ihr scharf 
anbefehlen das die Reformirte und Lutterahner auf den 
Kancellen keine Contrawersen tracktieren und absonderlich 
von der genadenwahl nichts davon t(o)uchiren und sonsten 
auf den Kancellen nur blohs das reine wohrt Gottes Pre- 
digen und Keine Zenckereyen anfangen sondern müßet Ihr 
immer zu einigkeit der beyden Religionen zu bearbeiten 
trachten Mein lieber Successor mus die Prediger in beyden 
Religionen nicht laßen sich in weldtliche afferen mischen 
den(n) sie gerne in weldtliche Sachen sich mischen und 
müßen kurtz gehalten werden den(n) die herren geistliche 
gerne Bepste in unße(r)n glauben agiren wollen den(n) 
beim Babstum die Paffen alles zu sagen haben.
Wahs die Kattolische Religion anlangel müßet Ihr sie tol- 
leriren soweit als der westfehlische fride mit sich bringet 
und die weloische Pacta mit der Rebblicke Pohlen. Jesu- 
witter müßet Ihr in eure lender nicht dulden sein deuffels 
die dar KaPable zu viellen Böhses und schedtl: gegen euch 
und gegen landt und leuthe also müßet Ihr sie nicht dulden 
unter was Pretex(t) sie sich auch wollen einnisteilen in euer 
lender. 
Wahs Berlin anlanget halte ich ein Kattolisch pfaffen der 
in mein dazu gekauftes haus den Kattolischen Gottesdinst 
hellet weill viell Kattolische Burger und leutte viell da sein 
bey die Regimenter sein auch viell Kattolische die müßet 
Ihr die Hebertet Ihren Kattolisen Gottesdinst Permittieren 
zu halten und den pfaffen alle Monat bey die Regimenter 
hinreißen laßen.

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